Die Weiterentwicklung und Professionalisierung der Sonnenland eG dient als Beispiel für andere Bürger:innenenergiegenossenschaften, die den Weg von der Ehrenamtlichkeit zur Hauptamtlichkeit anstreben.

Gegründet im März 2010 von 73 Personen aus der Region um und im Kreis Gießen, wurde die Sonnendland eG bereits im Juni 2010 ins Genossenschaftsregister eingetragen. Seit Beginn der Gründung beschäftigt sich die Sonnenland eG mit der Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien.

Angefangen hat man mit fünf PV-Dachanlagen und einem Umsatz von ca. 76 TEUR im ersten Jahr nach Gründung. Schon nach nur fünf Jahren, lag der Umsatz bei ca. 318 TEUR. Weitere fünf Jahre später lag der Umsatz bei ca. 460 TEUR. Dies deutet auf, wie die Sonnenland eG in den ersten zehn Jahren stetig gewachsen ist. Mittlerweile umfasst ihr Portfolio 55 PV-Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von ca. 1.200 kW, zwei Freiflächenanlagen in Summe von 1.500 kW sowie weitere vier Beteiligungen, von denen der Sonnenland eG ca. 4.245 kWh über Beteiligungsanteile zugerechnet werden können. Im Jahr 2023 kam dann noch eine Beteiligung von 30% an einem 18 MW Windpark hinzu. Mittlerweile kann die Sonnenland eG auf 1.100 Mitglieder bauen.

Ein bewährtes Beteiligungsmodell ist für die Sonnenland eG die Errichtung von Beteiligungsgesellschaften, an welchen Kommunen bis zu 50% halten. Die weiteren 50% werden dann zwischen Bürger:innenbeteiligung und weiteren Projektpartner:innen (Projektierer:innen und/oder lokalen Netzbetreiber:innen) aufgeteilt. Dies kristallisiert sich als ein Konstrukt heraus, welches schon mehrfach einen Zuschlag für interkommunale Zusammenarbeit erhalten hat.

Die zunehmende Erweiterung der Geschäftsfelder, das stetige Wachstum sowie die Realisierung von immer größeren Projekten haben dazu geführt, dass sich auf Vorstandsebene (drei Vorstände) mehr und mehr Aufgaben gebündelt haben, welche in der reinen Ehrenamtstätigkeit nachhaltig nicht mehr zu bewältigen waren. Die Aufgabenbündelung umfasst mittlerweile u.a. folgende Tätigkeiten:

  • Projektabwicklung von Akquisition von Dach- und Freiflächen, Vertragsgestaltung, Auftragsvergabe bis zur Projektleitung
  • Kaufm. und technische Betriebsführung der Anlagen
  • Monitoring der Anlagen, Erstbegutachtung bei Fehlern mit ggf. anschließender Beauftragung von Fachfirmen
  • Mitgliederaufgaben: Verwaltung, Abwicklung Verträge, Auszahlungen incl. Berücksichtigung von Freistellungsaufträgen, Abführen von Kapitalertragsteuer etc.
  • Stromvertrieb über Bürgerwerke

Durch die parallel steigenden Umsätze und Erträge, konnte die Sonnenland eG es ihren, bis dato, ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern ermöglichen, in eine Teilzeitbeschäftigung einzutreten. Langfristig ist ihr Ziel, mindestens eine Vorstandsposition in eine Vollzeitbeschäftigung zu überführen.

In einem Umfeld, in dem sich Energiegenossenschaften weiterentwickeln und ggfs. verjüngen müssen, ist die Sonnenland eG ein sehr gutes Beispiel, wie man dem Übergang von Ehrenamtlichkeit zu Nebenamtlichkeit und im Idealfall zu einer Hauptamtlichkeit finden kann. Andere Energiegenossenschaften können sich hieran orientieren, um das zunehmende Projektpotenzial und die erhöhte Nachfrage nach Bürger:innenbeteiligung nachhaltig ausschöpfen zu können.