Der Ton wird rauer im besetzten Dorf Lützerath im Rheinischen Braunkohlenrevier. Denn das Dorf, in dem sich seit gut zwei Jahren Klimaaktivist:innen niedergelassen haben, soll in den nächsten Tagen dem Braunkohleabbau und damit größten CO2-Emittenten im Dax wie auch europaweit, der RWE AG, weichen. Der Bagger ist schon in Sicht- und Hörweite, rund 500 Meter vom Hüttendorf entfernt 24 Stunden, sieben Tage in der Woche, in Betrieb. Davon konnte sich einer der Vorstände vom LaNEG Hessen e.V., Jürgen Staab, am 3. Januar 2023 ein Bild machen. Hierzu wurden zwei Videos gedreht, in welchen in einem der beiden auch eine Bewohnerin des Hüttendorfes zu Wort kommt. Nach Ihrer Meinung sollte die Kohle in der Erde bleiben und ein Glasdach auf das Gelände montiert werden, welches dann gewissermaßen als Museum dienen könnte.

Tatsächlich ist Schaufelradbagger 258 im Jahre 1961 in Betrieb gegangen. Zeit für den Bagger wie auch für die Braunkohle, als Energielieferant endlich ausgemustert zu werden. Denn: Hätten die letzten Bundesregierungen nicht die Energiewende rigoros ausgebremst, wäre mehr als genug Wind- und Sonnenenergie vorhanden, um die Nation mit sauberem und sehr günstigen Strom zu versorgen. So hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung vor drei Jahren ausgerechnet, wie Deutschland das politische Ziel erreichen könnte, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu halten. Daraus folgend dürften aus den Tagebauen Hambach und Garzweiler maximal 200 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden. Kraftwerke müssten früher stillgelegt werden. RWE darf aber noch 280 Millionen Tonnen aus der Erde holen, und allein unter dem Weiler Lützerath liegen laut der RWE Power AG 110 Millionen Tonnen Kohle. Zusätzlich haben Studien, u.a. von der TU Berlin und der Europa-Universität Flensburg, gezeigt, dass die Inanspruchnahme der Kohle von Lützerath nicht benötig wird, um die Energieversorgung in Deutschland zu sichern.

Unser Landesnetzwerk LaNEG Hessen e.V. hat über 10.000 Energiebürger:innen, welche rund 150 Millionen Euro hessenweit in erneuerbare Energien investiert haben.  Leicht wäre es möglich, das Bürger:innenengagement beliebig zu erweitern, sodass eine dezentrale Energiewende Kohle und auch Atom komplett obsolet machen würde. Wir haben laut IPCC-Bericht nur noch dieses Jahrzehnt, um entscheidende Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe zu treffen. Hierbei müssen die Verursacherländer, sprich Industrieländer, eine Vorreiterrolle übernehmen. Deutschland war mal DAS Energiewendeland. Unsere Ingenieur:innenkunst, für die wir in der Welt bekannt sind, muss sich neu aufstellen, um endlich auch ärmere Schwellen- wie auch Entwicklungsländer, die am wenigsten zur Klimakatastrophe beigetragen haben, aber am stärksten darunter leiden, mit neuester Technologie auszustatten. Für Hessen tragen die 30 Energiegenossenschaften, die in unserem Verband gebündelt sind, einen großen Teil zur dringend notwendigen Energiewende bei. Weiteres Wachstum ist unter anderem durch die Gründung einer zentralen Energiegenossenschaft geplant, die in Hessen dann auch Großprojekte, wie Windparks und auch große Photovoltaikfreiflächenanlagen umsetzen könnte.

Es ist Zeit für eine Veränderung, wenn wir unsere Lebensgrundlagen auch noch für die nächsten Generationen erhalten wollen. Keiner hat gesagt, dass es leicht wird, aber wir müssen es endlich mit gemeinsamen Anstrengungen angehen. Ökologie und Ökonomie muss endlich zusammen gedacht werden.